22.01.2018 | Euro-Gruppe diskutiert EDIS

Netzer warnt vor Zentralisierung der Einlagensicherung

„Wenn die Euro-Gruppe heute erstmals unter ihrem neuen Chef Mário Centeno über den Sparerschutz in Europa debattiert, sollte nicht die Zentralisierung per se im Mittelpunkt stehen, sondern die Koppelung von Haftung und Risiko,“ stellte Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute in München fest. „Die Europäische Kommission forciert aber derzeit die Vergemeinschaftung der Sicherungssysteme und damit die Vergemeinschaftung der internationalen Risiken auf Kosten nationaler Sparer, v.a. der deutschen Sparer. Das kann nicht gut gehen. Ein starkes Europa baut auf der Übernahme von Verantwortung bei allen Mitgliedern.“

Der Portugiese Centeno hatte die schrittweise Vergemeinschaftung der nationalen Einlagensicherungssysteme, wie sie die EU-Kommission verfolgt, zuletzt begrüßt. Netzer dringt jedoch erneut darauf, dass nicht die Verteilung der Risiken auf mehrere Schultern, sondern vielmehr der Abbau der Risiken im Vordergrund stehen müsse. Es müsse weiterhin breite Überzeugungsarbeit bei allen Entscheidungsgremien in Europa und in der Öffentlichkeit geleistet werden. „Vom Sparer über die Wirtschaft bis zu den Kreditinstituten darf der Argumentationsstrom nicht abreißen, damit wir Brüssel doch noch zum Umdenken bewegen“, so Netzer.

Auch in den Verhandlungen um eine Große Koalition in Deutschland dürfe diese Haltung nicht aufgegeben werden. Netzer dazu: „Der Koalitionsvertrag muss festschreiben, dass die neue Bundesregierung im Interesse der Sparer für die bewährten Schutzmechanismen eintritt. Denn Sparkassen und Genossenschaftsbanken arbeiten innerhalb ihrer eigenen Sicherungssysteme wirtschaftlich stark, organisatorisch klar und vorausschauend. Das ist auch das Modell für die Zukunft.“