13.03.2024 | Bayerische Sparkassen 2023

Sparkassen im Freistaat sind als Marktführer weiterhin stabil, achtsam und verantwortungsvoll

Vizepräsident Stephan Proßer (links) und Präsident Matthias Dießl auf der Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbands Bayern

„Die 60 Sparkassen im Freistaat gehören fest zu unserer Heimat und übernehmen hier Verantwortung. Wer Sicherheit und persönliche Nähe sucht, ist bei seiner regional verankerten Sparkasse auch weiterhin an der genau richtigen Adresse. Im Jahr 2023 haben sich die Menschen und die Wirtschaft in Bayern auf viele Veränderungen einstellen müssen. Gerade jetzt brauchen sie Partner in allen Finanzfragen, auf die sie sich verlassen können und die achtsam mit ihren Bedürfnissen umgehen,“ so Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute in München bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse 2023 der 60 bayerischen Sparkassen. „Auch die Sparkassen haben sich im vergangenen Jahr an die Auswirkungen der geldpolitischen und geopolitischen Umbrüche angepasst und sind damit stabil und zukunftsorientiert aufgestellt. Das Geschäftsjahr 2023 haben sie mit sehr ordentlichen Ergebnissen abschließen können. Das Hauptziel ist nun, nach dieser Anpassungsphase, als Marktführer die ganze Kraft der Organisation unseren Kunden zu widmen.“

Schlaglichter zum Jahr 2023:

  • Das Kreditvolumen übertraf 2023 leicht das im Vorjahr erzielte Rekordniveau, die Einlagen waren erstmals leicht rückläufig. Der massive Einlagenüberhang der bayerischen Sparkassen reduzierte sich dadurch weiter auf nunmehr 26 Milliarden Euro. Damit konnten die Sparkassen im zweiten Jahr nach der Zinswende wieder Zinserträge erzielen und so die Balance halten zu laufenden, weiterhin niedrig verzinsten Kreditengagements, die nicht mehr den Marktgegebenheiten entsprechen.
  • Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen lag 2023 bei 170 Milliarden Euro. Mit einer Wachstumsrate von 0,7 Prozent im Bestand bleibt es auf dem hohen Niveau von 2022, das Kreditjahr 2023 gehört aber in Folge der veränderten Zinssituation zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre.
  • Das Kreditneugeschäft sank 2023 insgesamt um knapp ein Drittel (‑32 Prozent). Die Darlehenszusagen waren bereits 2022 unter Vorjahresniveau gelegen (-6 Prozent).
    • Die Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbständige sanken dabei um fast ein Drittel (-28 Prozent), sie betrugen knapp 14 Milliarden Euro.
    • Im Neugeschäft mit privaten Kunden zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Rückgang (-42 Prozent).
    • Das gestiegene Bauzinsniveau schlägt inzwischen voll auf das Immobiliengeschäft der bayerischen Sparkassen durch: 2023 wurden insgesamt 43 Prozent weniger Wohnungsbaufinanzierungen, davon zwei Drittel von Privatkunden, abgeschlossen als im Vorjahr (2022: -12 Prozent).
  • Der heftige Einlagenzustrom der Negativzinsjahre ist 2023 ausgelaufen: Bei gleichbleibendem Marktanteil verzeichneten die bayerischen Sparkassen erstmals, vornehmlich in der ersten Jahreshälfte, einen leichten Einlagenrückgang um 0,9 Prozent (1,7 Milliarden Euro). Genauere Analysen zeigen jedoch, dass die Kunden v. a. ihre Einlagenstruktur anpassten:
    • Während die Kunden täglich fällige Gelder und Spareinlagen deutlich reduzierten (-26 Milliarden Euro), legten sie fast dieselbe Summe wieder in Termingeldern und Eigenemissionen an, was jeweils einen Zuwachs von mehr als 300 Prozent ausmacht.
    • 2023 setzte sich auch das Wachstum des Wertpapiergeschäfts fort: Der Nettoabsatz stieg auf 6,1 Milliarden Euro (+2,2 Prozent), gehandelt wurden aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus vornehmlich festverzinsliche Wertpapiere.
    • Insgesamt konnten die Kunden 2023 trotz hoher Lebenshaltungskosten 4,4 Milliarden Euro an neuem Geldvermögen bilden.
  • Der Zinsüberschuss stieg nach einem Jahrzehnt der Null- bis Negativzinsen bereits zum zweiten Mal deutlich (+33 Prozent). Beträchtliche Teile davon stammen allerdings nicht aus dem operativen Geschäft, sondern resultieren aus Absicherungsgeschäften.
  • Die Sparkassen müssen dabei weiterhin den Spagat zwischen ihren niedrig verzinsten Langfrist-Engagements aus der Negativzinsphase im Kredit- und Eigenanlagenbereich einerseits und gestiegenen Kundenerwartungen nach attraktiven Einlagenzinsen andererseits halten.
  • Im laufenden Jahr 2024 erwarten die bayerischen Sparkassen ein stabiles operatives Geschäft, verbunden jedoch mit einer abermals wachsenden Risikovorsorge.

Stabil.

Robuste Geschäftsentwicklung mehr lesen schließen

Die bayerischen Bürger können sich auf ihre 60 Sparkassen verlassen. Ihre kumulierte Bilanzsumme von 254,9 Milliarden Euro zeigt ihre wirtschaftliche Kraft, die Geschäftsgebiete im ganzen Freistaat kraftvoll mit Finanzdienstleistungen zu versorgen. Trotz einem Jahr von bisher nicht gekannter Zurückhaltung bei der Nachfrage nach Krediten, ist die Bilanzsumme der bayerischen Sparkassen nahezu konstant geblieben (-1 Prozent gegenüber 2022).

Kredite

Das Kreditvolumen übertraf 2023 leicht das im Vorjahr erzielte Rekordniveau: Mit einem Kreditbestand von nunmehr 170 Milliarden Euro gehören die Sparkassen zu den größten Kreditgebern für die Bayern – sie stehen für zwei von fünf Finanzierungen im Freistaat. Mit einer Wachstumsrate von 0,7 Prozent im Bestand gehört das Kreditjahr 2023 aufgrund der veränderten Zinssituation allerdings zu den schwächsten der vergangenen 15 Jahre. Die Zinswende zur Jahresmitte hatte bereits 2022 zu einer geringeren Darlehensnachfrage geführt, was zusammen mit anstehenden Tilgungen das inzwischen verlangsamte Wachstum im Kreditbestand in 2023 nach sich zog.

Vor dem Hintergrund, dass die Transformation unserer Wirtschaft jetzt mit voller Kraft finanziert werden muss, ist das keine gute Entwicklung. In Zeiten hoher Zinsen werden Investitionsentscheidungen häufig aufgeschoben, doch das ist gerade jetzt fatal,“ warnte Stefan Proßer, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern. „Um den Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu stemmen, muss jetzt in großem Umfang privates Kapital mobilisiert werden. Möglichst viele Unternehmen müssen die Möglichkeit haben, den Weg von einer CO2-intensiven zu einer grünen Industrie zu gehen. Ein wichtiger Beitrag wären signifikante steuerliche Investitionsanreize zur Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen. Auch der Zugang zu Fördergeldern sollte vereinfacht und berechenbarer gestaltet werden.“

Er mahnte auch, bürokratische Hemmnisseauf dem Weg zur Klimaneutralität zu reduzieren: „Wir stehen hier vor einer Generationenaufgabe mit gigantischem Finanzierungsbedarf, da dürfen Nachhaltigkeitsziele nicht durch übermäßig wachsende oder inkonsistente Bürokratie stranguliert werden.“ Als Teil der EU-Taxonomie müssen etwa die Banken in der EU seit Jahresbeginn 2024 die sogenannte Green Asset Ratio (GAR), d. h. den Anteil ökologisch nachhaltiger Engagements an ihrem Gesamtgeschäftsvolumen, verpflichtend ausweisen. Das soll sie anregen, verstärkt grüne Investitionen zu finanzieren. „Das klingt nach einer simplen Kennzahl – sie ist nur nicht einfach zu berechnen. Für die Einstufung der Kredite an Firmenkunden brauchen die Kreditinstitute nämlich viele Ist-Daten zur Nachhaltigkeit der Kunden, die sie komplett neu erheben müssen. Besser wäre es, Finanzierungen auszuweisen, die die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit ermöglichen, also die Veränderung der Unternehmen zu belohnen. Weite Teile des Mittelstands – dem klassischen Kundenkreis der Sparkassen – werden außerdem von der GAR nicht erfasst, als Kennzahl ist sie damit ohnehin nur bedingt aussagekräftig.

Bürokratische Hürden auf dem Weg zu Durchsetzung von Menschenrechten und Umweltschutz sieht Proßer weiterhin im Lieferketten(sorgfaltspflichten)gesetz, das seit 2024 auch für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden – darunter sieben bayerische Sparkassen – gilt. Sie müssen bereits heute alle Lieferanten einer Risikoanalyse unterziehen. „Es gibt keine Unterscheidung zwischen bedeutenden und anderen Lieferanten, es gibt keine Bagatellgrenze.

Diese Bürokratie auf unterster Ebene kostet Energie und Geld; vor allem geht diese Entwicklung zulasten unseres Mittelstands, der gerade in den kleineren, familiengeführten Unternehmen diese Aufzeichnungs- und Berichtspflichten nicht effizient erfüllen kann. Das lähmt uns alle, während der erhoffte Nutzen eher fraglich scheint. Wen wundert es dann, wenn so mancher gestandene Unternehmer einfach seinen Betrieb schließt, weil er die Fortführung unter diesen Umständen seiner Nachfolgegeneration nicht zumuten möchte?“

Einlagen

Die Lebenshaltungskosten für die Bürgerinnen und Bürger steigen stetig. Das führt auch dazu, dass viele Menschen weniger zurücklegen können und teilweise auch Ersparnisse auflösen. Nach enormen Zuwächsen während Negativzins-Phase und der Corona-Lockdowns zeigen sich daher jetzt Rückgänge bei den Einlagen der bayerischen Sparkassen. Bei gleichbleibendem Marktanteil verzeichneten die bayerischen Sparkassen 2023 erstmals – vornehmlich im Verlauf der ersten Jahreshälfte – einen leichten Einlagenrückgang um 0,9 Prozent (1,7 Milliarden Euro). Damit ging einher, dass die Kunden ihre Einlagenstruktur anpassten und von Sichteinlagen zu Festverzinslichen und Wertpapieren umschichteten. Auch diese Mittel bleiben bei den Sparkassen, tauchen aber nicht in den Einlagenbeständen auf. MatthiasDießl dazu: „Viele Menschen sind mithilfe ihrer Anlageberater in der Sparkasse zur Erkenntnis gelangt, dass man mit klassischen Einlageprodukten zurzeit keinen positiven Realzins erzielen kann. Mit Wertpapieranlagen sichern sie sich für einen längeren Zeitraum attraktive Zinsen – und damit eine höhere Rendite, wenn die Zinsen wieder sinken.“

EZB-Politik

Infolge der schnell sinkenden Inflation erwarten die Märkte zunehmend, dass die EZB früher und kräftiger mit einer Zinssenkung beginnen wird als noch im vergangenen Herbst erwartet. Dießl forderte, dabei „lieber pragmatisch in kleinen Schritten zu handeln, als – wie bei der letzten Zinswende 2022 – sehr spät zu reagieren und dann übermäßige Anpassungen vornehmen zu müssen, die in der Wirtschaft und bei den Kreditinstituten zu Verwerfungen führen.“

An die Adresse der EZB richtete sich auch sein Appell, nach dem Wegfall der Verzinsung auf Mindestreserveguthaben in 2023 jetzt auf eine Erhöhung des Mindestreservesatzes zu verzichten. „Die Anhebung des Reservesolls würde die Liquidität vieler bayerischer Sparkassen einschränken und die Kreditvergabe-Möglichkeiten begrenzen. Das kann nicht im Interesse der EZB sein.“

Zinsüberschuss: Einpendeln in eine neue Normalität mehr lesen schließen

Die bayerischen Sparkassen konnten ihre Erträge im Geschäftsjahr 2023 deutlich steigern. V. a. ihr Zinsüberschuss legte um fast ein Drittel (+1,1 Milliarden Euro) zu. Ein wesentlicher Treiber der Steigerung waren die Zusatzerträge aus vorausschauenden Zinsabsicherungsgeschäften mit Derivaten. Mit der Zinswende führt die EZB-Politik seit 2022 zu einer zunehmenden Normalisierung der Zinsergebnisse: In Relation zur DBS steht der Zinsüberschuss wieder bei einer Marke, die zuletzt 2016 erreicht wurde.

Auch der Provisionsüberschuss konnte leicht um 1,9 Prozent (+30 Millionen Euro) gesteigert werden. Trotz gestiegenem Verwaltungsaufwand (+ 4,7 Prozent) erhöhte sich damit das Betriebsergebnis vor Bewertung insgesamt auf 3.061 Mio. Euro (+49 Prozent), die Cost-Income-Ratio verbesserte sich auf 51,3 Prozent (2022: 60 Prozent).

Matthias Dießl ordnete das Ergebnis als wichtigen Schritt für die kommunal getragenen Sparkassen in Bayern ein: „Wo die Konjunkturprognosen beinahe täglich nach unten korrigiert werden, wollen unsere mittelständischen Kunden wissen, dass sie in uns stabile Partner haben, die ihnen den Rücken stärken können. Das ist für die kommende Zeit enorm wichtig und wir werden diese Aufgabe erfüllen.“

Betriebsergebnis erlaubt kräftige Stärkung der Vorsorge mehr lesen schließen

Nach Korrektur durch die Bewertungsergebnisse im Kredit- und im Wertpapierbereich erwarten die bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2023 ein deutlich gestiegenes Betriebsergebnis nach Bewertung von 1,440 Milliarden Euro (2022: 671 Millionen Euro) und nach Steuern am Ende auch einen klar gesteigerten Jahresüberschuss von 587 Millionen Euro (2022: 239,4 Millionen Euro). Dießl dazu: “2022 war durch die Zinswende bereits ein besonderes Jahr gewesen, 2023 steht dem nicht nach. 2022 hatte die Zinswende die Zinserträge zurückgebracht, durch den abrupten Zinsanstieg wurde aber gleichzeitig ein hoher vorübergehender Abschreibungsbedarf im Wertpapierbereich ausgelöst, der das Ergebnis belastet hat. 2023 konnten die hohen Wertpapierabschreibungen teilweise wieder aufgeholt werden und die Risikovorsorge aufgefüllt werden. Diese Risikovorsorge halten wir für erforderlich mit Blick auf die vermutlich schlagend werdenden Kreditausfälle im Jahr 2024.“

Per Saldo ergibt sich damit ein Bewertungsergebnis auf dem Niveau des Vorjahrs:

Die zinsbedingten Abschreibungen auf die festverzinslichen Wertpapierbestände in den eigenen Depots der bayerischen Sparkassen aus dem Jahr 2022 konnten zumindest teilweise durch erste Zuschreibungen in Folge der Zinsentwicklung zum Jahresende aufgeholt werden. Das resultierende positives
Bewertungsergebnis bei den Wertpapieren kommentierte Dießl: „Obschon diese Zuschreibungen eine gute Entwicklung beschreiben, sind die bayerischen Sparkassen auch ohne sie gut unterwegs. Denn in den Eigenanlagen der Sparkassen finden sich nur Papiere mit höchster Bonität, die sie auch gut bis zur durchschnittlichen Endfälligkeit in bis zu drei Jahren halten können.“

Im Kreditgeschäft werden erstmals wieder deutliche Wertberichtigungen
erforderlich, sie betragen mehr als das das Fünffache (425 Millionen Euro) des – niedrigen – Vorjahreswerts. Dießl erläuterte: „Wir sehen jetzt die ersten Auswirkungen der konjunkturellen Schwäche, der Energiepreissteigerungen und der hohen Inflation, die Kreditausfälle bleiben aber in einem kalkulierbaren Ausmaß. Unsere Kreditabschreibungen sind seit über 15 Jahren in einem erfreulich niedrigen Bereich gelegen, jetzt kehren frühere Verhältnisse bei den Einzelwertberichtigungen zurück. Da aber sowohl die Aufsicht, als auch die eigene Vorsicht uns zu einer sehr kritischen Prüfung bei der Kreditvergabe und Risikovorsorge anhält, sind wir für diese Entwicklung gewappnet.“

Die Vorsorgereserven der bayerischen Sparkassen wurden 2023 aufgestockt. Die Institute sind damit bezüglich der Auswirkungen aus Ukraine-Krieg, einem Rückgang der globalen Nachfrage, Lieferkettenunterbrechungen, Inflation und der schwachen Konjunktur mit ansteigenden Insolvenzen gut aufgestellt.

Auch die Deutsche Bundesbank hält die Kreditinstitute dazu an, Vorsorge zu treffen. Burkhard Balz, Mitglied des Bundesbank-Vorstands mahnte kürzlich, die „durch Zinsentwicklung getragene Überschüsse sollten dazu genutzt
werden, die Widerstandsfähigkeit der Institute zu stärken. Wichtig ist daher, dass Banken frühzeitig, vorausschauend und adäquat Risikovorsorge bilden.

Achtsam.

Umbruch nach der Zinswende: Privatkunden schichten Anlagen um mehr lesen schließen

Viele Privatkunden der bayerischen Sparkassen haben ein schweres Jahr hinter sich. Deutlich spürbare Auswirkungen des Klimawandels, Unsicherheit ob der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung und erhöhte Lebenshaltungskosten machen den Menschen zu schaffen.

Trotzdem konnten sie 2023 knapp 2,3 Milliarden Euro an privatem Geldvermögen bei den bayerischen Sparkassen bilden. Damit ist der Aufbau neuer Vermögenstitel nach den Rekord-Beträgen rund um die Pandemiejahre wieder auf dem vorhergehenden Niveau angelangt.

Die Kunden der Sparkassen gestalteten dabei 2023 ihre Einlagenstruktur neu:  Nach Beratung durch ihre Sparkassen reduzierten sie ihre täglich fälligen Gelder und Spareinlagen deutlich (-26 Milliarden Euro) und legten fast dieselbe Summe wieder in Termingeldern und Eigenemissionen an, was jeweils einen Zuwachs von mehr als 300 Prozent ausmacht. Stefan Proßer, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern: „Der klassische Sparkassenbrief, der zwischendurch mangels Interesses fast eingestellt wurde, erlebt eine Renaissance – hier geben die Sparkassen höhere Zinsen an ihre Kunden weiter.“

Zudem fanden Verschiebungen hin zu Wertpapieren statt, der Wertpapierumsatz der privaten Kunden stieg um 25 Prozent bzw. 5 Milliarden Euro. 2023 konnten die Sparkassen 29 Prozent mehr Kundendepots eröffnen.

Nach der Zinswende: Private Kreditnachfrage sinkt mehr lesen schließen

Für private Haushalte sind Immobilienfinanzierungen durch das Zusammentreffen von hohen Preisen und hohen Zinsen immer schwieriger zu stemmen. Im Umland der Städte und in anderen verdichteten Regionen geben die Preise auch bei rückläufiger Nachfrage nur wenig nach, Wohneigentum bleibt insgesamt teuer. So kann die höhere Belastung durch vervielfachte Bauzinsen nicht von geringeren Kaufpreisen kompensiert werden, gestiegene Baukosten runden das Bild ab. In den Büchern der Sparkassen zeigen sich erste Bremsspuren: Nach bereits in 2022 eingebrochenem Neugeschäft ist 2023 erstmals seit 15 Jahren auch der Bestand an privaten Immobilienkrediten leicht gesunken (-0,3 Prozent auf 63,5 Milliarden Euro). Fast jeder dritte im Vorjahr zugesagte Wohnungsbaukredit wurde nicht abgerufen.

Auch bei den Darlehensneuzusagen bewegen sich die bayerischen Sparkassen im Markttrend: Das gestiegene Bauzinsniveau sowie zumeist hohe Immobilienpreise schlagen inzwischen voll auf das Immobilienneugeschäft durch. 2023 wurden 43 Prozent weniger Wohnungsbaufinanzierungen abgeschlossen als im Vorjahr (2022: -12 Prozent).

Darin enthalten sind auch Zinsanschlussverträge für laufende Darlehen, die in der neuen Zinskonstellation zu hohen Belastungen bei Kunden führen können. „In diesen Fällen sind die Sparkassen besonders achtsam für die Situation der Kunden und erarbeiten flexible Lösungen für die Ausgestaltung eines neuen Darlehens,“ so Proßer.

Mit Blick auf die Zukunft und als Vorsorge für die „Heizwende“ setzen viele Bauinteressenten einstweilen wieder auf einen Eigenkapitalaufbau über einen Bausparvertrag, der ihnen ein niedriges Zinsniveau für ihren künftigen Darlehensvertrag sichert. Nach dem absoluten Rekordbausparjahr 2022 (+55,6 Prozent, 101.025 Neuverträge) haben die bayerischen Sparkassen ihre Kunden 2023 mit 84.378 Bausparverträgen mit einer Bausparsumme von insgesamt 6,39 Milliarden Euro versorgen können.

Matthias Dießl sieht besorgt auf die Entwicklung: „Immer mehr junge Menschen müssen sich vom Gedanken an eine eigene Immobilie verabschieden, die doch Baustein ihrer Altersvorsorge sein könnte. Das ist schlimm. Wir brauchen schon deshalb jede Form von Wohnbauförderung, sei es eine Senkung der Grunderwerbssteuer oder die Wiedereinführung der Steuerabzugsmöglichkeit von privaten Bauzinsen. Auch die Verfügbarkeit von Fördermitteln muss berechenbarer werden. Was wir gar nicht brauchen, sind kontraproduktive Maßnahmen wie die Verteuerung von Immobilienkrediten durch regulatorische Maßnahmen wie die im letzten Jahr eingeführten Kapitalpuffer. Genauso überflüssig wären neue makroprudenzielle Instrumente wie die starre Setzung von Einkommensgrenzen für die Kreditvergabe. Der private Wohnungsbau darf nicht ausgebremst werden!“

Umbruch nach der Zinswende: Unternehmenskredite mehr lesen schließen

Mittelständische Unternehmen brauchen mittelständisch geprägte Finanzpartner, die sie „auf Augenhöhe“ verstehen und überallhin begleiten können. Dafür steht die Sparkassen-Finanzgruppe ‑ gerade auch in einer Zeit, in der hohe Zinsen mit hohen Energiekosten, Transformationskosten, Lieferengpässen und Fachkräftemangel zusammentreffen. Unternehmen und Selbständige sind daher auch weiterhin die größte Kundengruppe im Kreditgeschäft der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 54 Prozent aller vergebenen Kredite, das ist ein Gesamtvolumen von 92,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig halten sie knapp 16 Prozent der Einlagen bei den Sparkassen.

2023 ist der Bestandder Unternehmenskredite nur leicht gewachsen (+1,2 Prozent), das ist die geringste Wachstumsrate seit 2006. Gleichzeitig sind die Darlehensneuzusagen an Firmenkunden 2023 um fast ein Drittel gegenüber dem Vorjahr (-28,2 Prozent) gesunken. Sie sind damit wieder auf dem Niveau von 2016 angekommen. „Das Investitionsklima ist in vielen Branchen extrem abgekühlt, Bauprojekte werden nicht in Angriff genommen, verschoben oder ausgesetzt, und als Langzeit-Folgewirkung aus der Covid-Zeit sehen wir wieder mehr Insolvenzen und das Ladensterben in den Innenstädten nimmt zu,“ berichtete StefanProßer.

Viele erwarten eine Absenkung des hohen Zinsniveaus spätestens zur Jahresmitte, so dass sich die konjunkturelle Situation wieder entspannen kann. „Für viele unserer Firmen- und Gewerbekunden wäre es ein Segen, wenn die zu enge Manschette für die Wirtschaft gelockert würde – Investitionsstaus könnten abgebaut werden,“ berichtete Proßer. Gerade für die Baubranche täte ein Schub Not. Der deutsche Immobilienmarkt zeige sich zwar trotz Kostensteigerungen und hohen Kreditzinsen stabiler als befürchtet, doch angesichts des nicht gedeckten Wohnraumbedarfs in Deutschland sei es „der absolute Widerspruch, wenn Bauunternehmen nicht Vollgas geben können, sondern eher noch Kapazitäten abbauen müssen und so der Brennpunkt Wohnungsangebot noch befeuert wird.“ Proßer warnte außerdem davor, dass immer mehr Unternehmen auch wegen hoher bürokratischer Hürden ins Ausland auswanderten.

Verantwortlich.

Geschäftserfolg mit mehr Sinn mehr lesen schließen

In einer Gemeinschaft zu leben heißt, auch Verantwortung zu übernehmen und das Zusammenleben mitzugestalten – das erwarten die Menschen besonders von ihrer unmittelbaren Umgebung. D. h. auch von ihrer örtlichen Sparkasse.

Dazu muss die Sparkasse nah bleiben, zum regionalen Wirtschaftsraum passen. „Die Sparkassen müssen immer darauf achten, dass sie ihre Wurzeln bewahren. Und auch bei Zusammenschlüssen muss immer das persönliche Bankgeschäft und der Bezug zur örtlichen Heimat im Vordergrund bleiben,“ so Matthias Dießl.

Die bayerischen Sparkassen sind immer und auf unterschiedlichen Kanälen für ihre Kunden erreichbar: MobileBanking in der preisgekrönten Sparkassen-App, Online-Banking in der Internet-Filiale und persönliche Beratung vor Ort sind dabei die drei Säulen. Dabei unterhalten die Sparkassen 1.727 personenbesetzte Geschäftsstellen, davon 344 spezialisierte Beratungscenter, 619 Selbstbedienungsfilialen und 3.236 Geldautomaten.

Sparkassen gehören zu unserer jeweils ganz individuellen Heimat: Sie tragen Mit-Verantwortung für die ortsansässige Wirtschaft, finanzieren und begleiten örtliche Erneuerbare Energie-Projekte und helfen so mit, die jeweilige regionale Infrastruktur lebendig und zukunftsfähig zu gestalten. Denn Entscheidungen über sinnvolle Investitionen werden vor Ort getroffen und die Beteiligten wissen, worauf und auf wen sie sich verlassen können.

Als regionale Steuerzahler führen die bayerischen Sparkassen für 2023 zudem voraussichtlich 793 Millionen Euro an gewinnabhängigen Steuern ab, darunter v. a.  Gewerbesteuern, die die bayerischen Kommunen stärken.

Mit ihrem erwirtschafteten Jahresüberschuss stärkt jede bayerische Sparkasse ihr Eigenkapital, das die Voraussetzung dafür ist, sich jetzt und in Zukunft als verlässlicher Förderer ins örtliche Geschehen einzubringen. So konnten sie 2023 insgesamt 67 Millionen Euro (+55 Prozent gegenüber 2022) für soziale und kulturelle Zwecke, für Umwelt und Sport bereitstellen. Jede der 60 Sparkassen setzt sich dabei für unsere gemeinsamen Grundwerte ein und stützt Demokratie, Toleranz und Vielfalt.

Arbeit für die Region – Nachwuchs wird immer wichtiger mehr lesen schließen

Die Menschen brauchen Arbeit. Für die meisten ist sie die Grundlage ihrer Existenz, viele finden durch Arbeit ihren Platz in der Gesellschaft.

Die bayerischen Sparkassen gehören zu den größten Arbeitgebern in allen Regionen des Freistaats, ob ländlich oder städtisch geprägt. Nicht alle Banken sind – wie die Sparkassen – überall vertreten.

2023 beschäftigten die Sparkassen 33.556 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter, 40 Prozent davon nehmen die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit in Anspruch und können so ihr Leben besser organisieren.

Immer wichtiger für die Sparkassen werden Nachwuchsmitarbeitende. 2023 konnten die Sparkassen die Zahl der jungen Menschen in Ausbildung auf 2.386 erhöhen (+2,3 Prozent). Auszubildende und Trainees können sich zielorientiert auf eine attraktive Laufbahn in der Sparkassen-Finanzgruppe vorbereiten.

Die Sparkassen sind traditionell Arbeitgeber mit hohem Frauenanteil: Knapp 62 Prozent der Beschäftigten und 22 Prozent der Führungskräfte sind weiblich. 2023 waren rund 8 Prozent Frauen unter ihren Vorstandsmitgliedern. Dies liegt v a. daran, dass in der Vergangenheit nicht genügend Mitarbeiterinnen die Qualifizierung für die Geschäftsleitereignung durchlaufen haben. Die bayerischen Sparkassen wollen deshalb den Anteil von Frauen, die über eine Geschäftsleitereignung verfügen, deutlich erhöhen, so dass spätestens bis 2030 in jeder bayerischen Sparkasse mindestens ein weibliches stellvertretendes Vorstandsmitglied qualifiziert bzw. bestellt ist.

Trotz zunehmender Digitalisierung des Geschäfts stellt künftig auch der zunehmende Fachkräftemangel die bayerischen Sparkassen vor Herausforderungen. Bereits heute ergeben sich erste Engpässe bei der Besetzung von Positionen.

Die Altersstruktur der Belegschaften wird in den kommenden Jahren zu großem Nachbesetzungsbedarf in allen Bereichen führen: 28 Prozent der Mitarbeitenden werden in den kommenden 12 Jahren das Rentenalter erreichen. Matthias Dießl erläuterte: „Die Demografie entwickelt sich langsam aber sicher zu einer zentralen Herausforderung für Regionalbanken.“ Die Sparkassen setzen daher verstärkte Anstrengungen in die Gewinnung neuer Kolleginnen und Kollegen sowie den Aufbau der nächsten Generationen von jungen Sparkassenmitarbeitenden. Dießl: „Quereinsteiger aus anderen Berufen sind dabei genauso willkommen wie junge Bankkaufleute, die sich mit E-Commerce, Online-Marketing, Finfluencern oder klassischen Bereichen wie Treasury oder Kundenberatung auseinandersetzen wollen. Wir werden in den kommenden Jahren sehr viele neue Fach- und Arbeitskräfte aufnehmen können – mehr als wir zurzeit selbst ausbilden können.“

Zum Ende seiner Ausführungen resümierte Matthias Dießl:

„Die bayerischen Sparkassen stehen in den nächsten Jahren vor vielen Herausforderungen. Sie sehen sich gut gerüstet dafür und werden eng am Ball bleiben. Weil sie die Kreditinstitute der Regionen sind und dort auch mitgestalten wollen: Stabil, achtsam und verantwortungsvoll – für die Menschen und die Wirtschaft in unserer Heimat.“